4. Adventssonntag „Wer klopft denn da?“ – von Pfarrer Diter Glaeser
Pfarrei Herz-Jesu Schwürbitz
Seelsorgebereich Lichtenfels Obermain
- Adventssonntag
ADVENTSZEIT 2020 „WER KLOPFT DENN DA?“
„Siehe, Ich stehe vor der Tür und klopfe an.“
Liebe Mitchristen!
Klopfen
Das ist Advent.
Gott klopft bei uns an.
Klopfen
Herein!
Auch das geschieht im Advent:
Wir rufen Gott zu: Komm herein!
Macht hoch die Tür!
Gott klopft an unsere Tür.
ER will eingelassen werden.
Klopfen
Es genügt nicht nur zu rufen “Herein!”
Wir müssen schon aufstehen
und die Tür öffnen:
“Meins Herzens Tür die offen ist”.
So singen wir.
Denn: Gott will herein.
Gott will in unser Herz.
Gott will in unser Leben.
Gott will in unsere Familien.
Gott will in unsere Stadt und unser Land.
Ja, Gott will in unser Leid und in unsere Freunde.
Gott will in unsere Stärken und in unsere Schwächen.
Wollen wir ihn einlassen?
Wie können wir ihn einlassen?
Advent! Hell klingt dieses Wort in unseren Ohren, wenn die Zeit der Erwartung anbricht. Die Augen der Kinder leuchten.
Sie denken an die nahende Weihnacht, an den Lichterbaum und die Geschenke.
Sie sollen sich auch freuen, und wer das köstliche Kleinod eines kindlichen Gemüts bewahrt hat, freut sich mit.
O Seele, hast du sein Klopfen schon vernommen?
Hörst du es heute?
Hast du ihm aufgetan?
Hast du das Mahl mit ihm gehalten und er mit dir?
Es gibt auf Erden kein größeres Glück.
Dies Glück ist dein in dieser Adventszeit!
Lukas 11,5-13
Jesus sagte zu seinen Jüngern: „Stellt euch vor, einer von euch geht mitten in der Nacht zu seinem Freund und bittet ihn: ‚Lieber Freund, leih mir doch drei Brote!
Ich habe gerade Besuch von auswärts bekommen und kann ihm nichts anbieten.‘
Würde da der Freund im Haus wohl rufen: ‚Lass mich in Ruhe!
Die Tür ist schon zugeschlossen, und meine Kinder liegen bei mir im Bett.
Ich kann nicht aufstehen und dir etwas geben‘?
Ich sage euch, wenn er auch nicht gerade aus Freundschaft aufsteht und es ihm gibt, so wird er es doch wegen der Unverschämtheit jenes Menschen tun und ihm alles geben, was er braucht. Deshalb sage ich euch: Bittet, und ihr werdet bekommen! Sucht, und ihr werdet finden! Klopft an, und es wird euch geöffnet! Denn wer bittet, der bekommt; wer sucht, der findet; und wer anklopft, dem wird geöffnet.
GEBET
Du Gott des Lebens
Du Gott des Lebens, du stehst vor der Tür – lass uns dich sehen:
Vor der Tür deiner Schöpfung, die sich um uns entfaltet.
Vor der Tür unserer oft so erschütterten Welt
Vor der Tür unserer eigenen friedlosen Welt
Vor der Tür deiner Kirche.
Vor der Tür meines Lebens.
Du Gott des Lebens, du klopfst bei uns an – lass uns hören:
Auf die Klopfzeichen der Zeit.
Auf dein Klopfen im Schrei der Unterdrückten.
Auf dein Klopfen in der Angst der Verfolgten.
Auf dein Klopfen in jeder Heimatlosigkeit.
Auf den Klopfen im Schmerz unserer Schläfen.
Auf dein Pochen im Herz-Klopfen der Erwartung.
Auf dein Pochen im Herz-Klopfen der Hoffnung.
Auf dein Pochen im Herz-Klopfen der Liebe.
Auf dein Pochen im Herz-Klopfen bei ausgelassenem Spiel.
Du Gott des Lebens, mit deiner Stimme – mach uns vertraut:
Mit deiner Stimme in der Geschichte.
Mit deiner Stimme in deinem heilenden Wort.
Mit deiner Stimme in unseren Gegnern.
Mit deiner Stimme in unseren Mitspielern.
Mit deiner Stimme in den Stimmlosen.
Du, Gott, bist das Leben – Dank sei dir, Gott:
Du bist das Brot für unsere hungernde Welt.
Du bist das Licht, Orientierung im Dunkeln.
Du bist der Weg in die Zukunft.
Du bist die Wahrheit, die freimacht für das Leben.
Du bist das Freie im Leben, das uns atmen und Mensch sein lässt!
Du bist Bewegung und Grund jeder Bewegung.
Amen.
(Verfasser unbekannt)
DIE ALTE, DIE AUF GOTT WARTETE
Es war einmal eine alte Frau, der hatte der liebe Gott versprochen, sie heute zu besuchen.
Darauf war sie nun natürlich nicht wenig stolz.
Sie scheuerte und putzte, buk und tischte auf.
Und dann fing sie an, auf den lieben Gott zu warten.
Auf einmal klopfte es an die Tür.
Geschwind öffnete die Alte, aber als sie sah, dass draußen nur ein armer Bettler stand, sagte sie: »Nein, in Gottes Namen, geh heute deiner Wege!
Ich warte eben gerade auf den lieben Gott, ich kann dich nicht aufnehmen!«
Und damit ließ sie den Bettler gehen und warf die Tür hinter ihm zu. Nach einer Weile klopfte es von neuem.
Die Alte öffnete diesmal noch geschwinder als beim ersten Mal.
Aber wen sah sie draußen stehen? Nur einen armen alten Mann.
»Ich warte heute auf den lieben Gott.
Wahrhaftig, ich kann mich nicht um dich kümmern!«
Sprach’s und machte dem Alten die Tür vor der Nase zu.
Abermals eine Weile später klopfte es von neuem an die Tür.
Doch als die Alte öffnete – wer stand da, wenn nicht schon wieder ein zerlumpter und hungriger Bettler, der sie inständig um ein wenig Brot und um ein Dach über dem Kopf für die Nacht bat. »Ach, lass mich in Ruhe! Ich warte auf den lieben Gott!
Ich kann dich nicht bei mir aufnehmen!«
Und der Bettler musste weiterwandern, und die Alte fing aufs neue an zu warten.
Die Zeit ging hin, Stunde um Stunde. Es ging schon auf den Abend zu, und immer noch war der liebe Gott nicht zu sehen.
Die Alte wurde immer bekümmerter.
Wo mochte der liebe Gott geblieben sein?
Zu guter Letzt musste sie betrübt zu Bett gehen. Bald schlief sie ein. Im Traum aber erschien ihr der liebe Gott.
Er sprach zu ihr: »Dreimal habe ich dich aufgesucht und dreimal hast du mich hinausgewiesen!«
Von diesem Tage an nehmen jene, die von dieser Geschichte erfahren haben, alle auf, die zu ihnen kommen.
Denn wie wollen sie wissen, wer es ist, der zu ihnen kommt?
Wer wollte denn gern den lieben Gott von sich weisen?
KLOPFET AN, SO WIRD EUCH AUFGETAN!
Es klingelt oder klopft an der Türe.
Manchmal erwarten wir bereits den Besuch.
Oma und Opa sind zum Kaffee eingeladen oder ein Freund bzw. eine Freundin möchte bei uns vorbeischauen.
Dann erfüllt uns meist das Gefühl der Vorfreude, denn ich weiß, wer in meine Wohnung kommt und stelle mich auf eine schöne gemeinsame Zeit ein.
Das lässt mir auch die Möglichkeit mich gut auf die Besucher vorzubereiten.
Ich kann den Tisch decken, den Weihnachtsschmuck gerade rücken, das eine oder andere noch aufräumen.
Spannend wird es dagegen, wenn es unerwartet klopft oder klingelt. Wer könnte das sein?
Vielleicht ein Bekannter, der zufällig in der Gegend ist?
Oder der Postbote der mein bestelltes Paket abliefert?
Vielleicht aber auch ein Nachbar, der sich mal wieder über irgendwas beschweren möchte. Ja, wenn ich unerwartet Besuch bekomme, wechseln sich Neugier und Zurückhaltung ab, denn es kann alles passieren, von einer freudigen Überraschung bis hin zum Ärger, der mir den Rest des Tages verdirbt.
Ich musste das eben falls bereits erleben, nämlich solch ein Besuch, der mir nicht wirklich willkommen war, zum Beispiel ein Vertreter mit Akten Koffer und Anzug, der sagt:„Guten Tag, ich möchte ihnen unser neues Produkt vorstellen.
Darf ich reinkommen?“ Schnell versuche ich dann die Tür mit meinem ganzen Körper auszufüllen, damit der ja nicht auf dumme Gedanken kommt.
Doch selbst wenn ich mich einmal über den unangekündigten Besucher oder die Besucherin freue, erschrecke ich womöglich zugleich, denn vermutlich bin ich gar nicht auf ihn oder sie vorbereitet. Die Keksdose ist leer, die Wohnung versinkt im Chaos und auf dem Küchentisch stehen noch Reste vom letzten Essen herum. Ja, womöglich habe ich bereits etwas anderes vor und tue am besten so, als ob ich nicht zuhause wäre.
Ich lasse es einfach mehrmals Klingeln.
Irgendwann wird der Anklopfende schon aufgeben und ich habe wieder meine Ruhe.
Wenn wir also Besuch bekommen, dann gibt es vielerlei Möglichkeiten, wie wir uns dabei fühlen und damit umgehen.
Aber richtig spannend wird es, wenn Gott vor dem Eingang steht.
Stellen wir uns da mal vor: Es klingelt oder klopft, wir schauen durch den Türspion und erkennen eindeutig Jesus.
Vielleicht sieht er anders aus, als wir ihn uns vorstellen, trotzdem wissen wir: Er ist es! Und jetzt stellt sich die Frage: Was mache ich nun?
Ducke ich mich weg und hoffe, dass er weitergeht?
Versuche ich noch geschwind das Zimmer in Ordnung zu bringen oder… oder folge ich einfach jener Aufforderung, die wir aus Psalm 24 hören:
7Machet die Tore weit und die Türen in der Welt hoch, dass der König der Ehre einziehe!
8 Wer ist der König der Ehre? Es ist der HERR, stark und mächtig, der HERR, mächtig im Streit.
9 Machet die Tore weit und die Türen in der Welt hoch, dass der König der Ehre einziehe!
10Wer ist der König der Ehre? Es ist der HERR Zebaoth; er ist der König der Ehre.
Also ziemlich eindeutig, wozu uns die Worte aus Psalm 24 ermutigen. Sie sagen nämlich: „Mach die Türen auf!
Lass Gott in dein Haus und dein Leben hineinkommen!
Die „Überbringer“
Wir kommen, wir fragen, wir klopfen an,
ob Christus, der Heiland, zu euch kommen kann.
Haben Sie noch Platz für jemand in Ihrer Wohnung?
Würden Sie noch jemand aufnehmen?
Oder ist alles voll gestellt in Ihrem Haus: Möbel, Gebrauchsgegenstände, Luxus …? – Nein, es ist kein Scherz:
Da ist wirklich jemand, der bei uns wohnen möchte und mit uns leben möchte. Da ist Gott.
Er sucht Unterkunft bei uns.
Drum kommen wir und klopfen, drum fragen wir an,
ob Christus, der Heiland, zu euch kommen kann.
Christus klopft an die Tür
„Siehe, ich stehe an der Tür und klopfe an; wenn jemand meine Stimme hört und die Tür auftut, zu dem werde ich eingehen und das Abendbrot mit ihm essen, und er mit mir“ (Offenbarung 3,20).
„Siehe“ – Er ist der, der Aufmerksamkeit für sich beansprucht.
„Ich stehe an der Tür“ – Er ist der, der geduldig wartet.
„Und klopfe an“ – Er ist der, der Einlass begehrt.
„Wenn jemand meine Stimme hört“
– Er ist der, der zu unserem Herzen redet.
„Zu dem werde ich eingehen“
– Er ist der, der stets zum Segnen bereit ist.
„Und das Abendbrot mit ihm essen“ – Er ist der, mit dem wir Gemeinschaft in unseren Umständen haben dürfen.
„Und er mit mir“ – Er ist der, mit dem wir Gemeinschaft in Verbindung mit seinen Interessen haben dürfen.
Der Herr steht auch an der Tür unseres Herzens.
Wie lange er schon klopft?
Wenn wir ihm dann endlich öffnen, wird er kommen
und wir dürfen die Gemeinschaft mit ihm genießen.
Gott, segne uns aus deiner reichen Fülle!
Wir klopfen bei dir an, wie es dein Wille.
Gib, dass wir täglich deine Huld ermessen
Dich, Geber alles Guten, nie vergessen! Amen.
SEGENSBITTE
Gott, segne uns und das, was wir an diesem Tag gedacht, getan, bewirkt haben: dass daraus etwas Gutes und Heilvolles entstehe.
Behüte uns und die Menschen, die wir lieben!
Alle: Lass sie und uns gesund bleiben an Leib und Seele.
Gott, lasse sein Angesicht leuchten über uns!
Alle: Dass wir in der Stille des Abends unser Leben im Licht der Wahrheit bedenken und uns Versäumtes eingestehen können.
Sei uns gnädig!
Alle: Dass wir befreit werden von Schmerzen, Angst und Schuld.
Gott erhebe dein Angesicht auf uns!
Alle: Dass keiner unserer Träume und nicht eine unserer Hoffnungen verloren gehe.
Gib uns Frieden!
Alle: Dass wir noch ein Wort der liebe finden, bevor die Nacht beginnt.
So segne uns der Dreifaltige Gott, der uns Vater ist, der Sohn Jesus Christus und der Heilige Geist.
Text Pfarrer Diter Glaeser
Fotos Horst Habermann