GEBETSKETTE DIE KARWOCHE (Kath. Pfarramt Herz-Jesu Schwürbitz)
GEBETSKETTE DIE KARWOCHE
GEMEINSAMER WEG DURCH DIE KARWOCHE
Die Karwoche ist die Woche vor Ostern.
Es ist die wichtigste Woche im Kirchenjahr.
Die Kirche erinnert in diesen Tagen daran, warum und wie der Sohn Gottes gestorben ist.
Die Liturgie der Karwoche unterscheidet sich deutlich von den üblichen Sonn- und Feiertagen.
Ein letzter Versuch,
dieser Weg nach Jerusalem,
um Menschen zu überzeugen,
dass Gott die Liebe ist,
ein Wagnis mit allen Konsequenzen
ohne Rücksicht auf eigene Angst.
ZUR KARWOCHE GEHÖREN:
PALMSONNTAG
„Juble laut, Tochter Zion!
Jauchze, Tochter Jerusalem!
Siehe, dein König kommt zu dir.
Er ist gerecht und hilft;
er ist demütigund reitet auf einem Esel,
auf einem Fohlen,dem Jungen einer Eselin.“
(Sach 9,9)
EVANGELIUMMk 11, 1-10
Gesegnet sei er, der kommt im Namen des Herrn
Aus dem heiligen Evangelium nach Markus
Es war einige Tage vor dem Osterfest
Als sie in die Nähe von Jerusalem kamen, nach Betfage und Betanien am Ölberg, schickte Jesus zwei seiner Jünger voraus.
Er sagte zu ihnen: Geht in das Dorf, das vor uns liegt; gleich wenn ihr hineinkommt, werdet ihr einen jungen Esel angebunden finden, auf dem noch nie ein Mensch gesessen hat.
Bindet ihn los, und bringt ihn her!
Und wenn jemand zu euch sagt: Was tut ihr da?, dann antwortet: Der Herr braucht ihn; er lässt ihn bald wieder zurückbringen.
Da machten sie sich auf den Weg und fanden außen an einer Tür an der Straße einen jungen Esel angebunden, und sie banden ihn los.
Einige, die dabeistanden, sagten zu ihnen: Wie kommt ihr dazu, den Esel loszubinden?
Sie gaben ihnen zur Antwort, was Jesus gesagt hatte, und man ließ sie gewähren.
Sie brachten den jungen Esel zu Jesus, legten ihre Kleider auf das Tier, und er setzte sich darauf.
Und viele breiteten ihre Kleider auf der Straße aus; andere rissen auf den Feldern Zweigen von den Büschen ab und streuten sie auf den Weg.
Die Leute, die vor ihm hergingen und die ihm folgten, riefen: Hosanna! Gesegnet sei er, der kommt im Namen des Herrn!
Gesegnet sei das Reich unseres Vaters David, das nun kommt. Hosanna in der Höhe!
IMPULS: Eins
Liebe Mitchristen!
Palmsonntag –Jesus zieht in Jerusalem ein.
Er will auch bei uns Einzug halten und uns mitnehmen auf seinen Weg.
Damals legten ihm die Menschen Palmzweige und Kleider vor die Füße.
Wir bringen ihm, dem armen Friedenskönig, in der Stille all das, was nicht zu ihm und seiner Liebe passt.
Jesus reitet auf einem Esel.
Sein Einzug unterscheidet sich fundamental von den Triumphzügen der Herrscher seiner Zeit.
Jesus reitet nicht hoch zu Ross, auf einem prächtigen Pferd, dem Symbol militärischer Macht, sondern auf dem gewöhnlichen Lasttier der armen Leute.
Der Esel symbolisiert Sanftmut und Geduld.
Jesus ist ein König, aber kein kriegerischer, kein Furcht erregender. Es erfüllt sich das Prophetenwort bei Sacharja 9,9:
„Siehe, dein König kommt zu dir, demütig und auf einem Esel reitend.“
GEBET
Vor den Toren unserer Städte und Dörfer
stehst du am Beginn dieser Karwoche,
und an die Türen unserer Herzen klopfst du,
damit wir dir öffnen, du König des Himmels.
Ob wir dir auftun werden die Tore weit und die Türen hoch machen, dass du einziehen kannst?
Wo du einziehst, bleibt nicht alles beim Alten
und wo du Wohnung nimmst, verändern sich „Lebenshäuser“;
das Licht des neuen Herrschers spiegeln sie –
sein Denken und Betrachten, sein Streben und Lieben,
sein Versöhnen und Vergeben.
Du König des Himmels,
dein Reich komme und dein Wille geschehe!
Die Gewalttätigen stößt du vom Thron und erhebst die Niedrigen;
die Hungrigen füllst du mit Gütern und lässt die Reichen leer ausgehen.
Deiner Barmherzigkeit gedenkst du wieder und wieder
bist kein König der hin-, sondern aufrichtet.
König des Himmels, der du an der Schwelle zu unserem Häusern
und Herzen stehst: Wann werden wir begreifen, wo und wie
dein göttliches Herz wirklich schlägt. So anders.
So ganz anders, als Religion
durch alle Zeiten sich das zurechtlegt.
Lass uns in deinem Licht barmherzig werden,
mit uns selber zuerst
und aus dieser Kraftquelle hervor wachsend
mit unseren Mitmenschen und dieser ganzen gequälten Schöpfung.
GEBET FÜR DEN PALMSONNTAG
HERR Jesus Christus, am Beginn dieser besonderen Woche, in der wir deinem Weg ins Leiden und in den Tod nachspüren, bringen wir unser Leben vor Dich: Du weißt, wie sehr wir der Logik dieser Welt verhaftet sind, wie gerne wir sagen, was alle sagen, tun, was alle tun, die Welt schicksalhaft eingeteilt glauben wollen in oben und unten, arm und reich… solange wir selber auf der Sonnenseite des Systems leben dürfen.
Deine Logik aber ist es nicht. Du lebst aus deinem göttlichen Herzen, siehst uns Menschen und alle deine Geschöpfe mit den Augen deines liebenden Herzens an.
Und du weinst, weinst, weil dir unser Leid nicht egal ist, sondern nahe geht.
Lass uns bei dir lernen und in deiner Nachfolge die Sorge für alles Schwache und Benachteiligte zu unserer Herzensangelegenheit werden.
Alle Kranken wollen wir dir darum jetzt besonders ans Herz legen: Dass sie deine Nähe spüren, die Hoffnung und Geduld nicht verlieren und die Liebe und Nähe von Menschen als beste Medizin erfahren. Wir legen dir ans Herz die jungen Menschen:
Dass sie Orientierung finden auch jenseits der Logik der Märkte und des Geldes und entdecken, dass die wahre Qualität einer Gesellschaft immer daran erkennbar wird, wie sie mit ihren schwächsten und hilfsbedürftigsten Gliedern umgeht.
Wir legen dir den Frieden auf unserer Welt an Herz, besonders im Nahen Osten: Lass einen neuen Geist des Sehnens nach Frieden und Ausgleich wehen, eine wahre Frühlingsluft der Versöhnung und Gerechtigkeit, die das Tor zum Sommer eines dauerhaft friedvollen Miteinanders neu aufstoßen kann.
GRÜNDONNERSTAG
Fünf Brote und zwei Fische –
Gabe eines Kindes, gegeben für viele Menschen.
Brot und Wein, dein Fleisch und Blut gegeben für viele, für alle,
die Hunger haben und Durst, die das Leben suchen,
und den Lebendigen, Jesus Christus, Nahrung und Kraft.
IMPULS
Gründonnerstag – ein Lebensweg geht zu Ende.
Es sind dramatische Tage und Stunden.
Jesu Leben mit und für und bei den Menschen mündet ein, verdichtet sich hinein ins Abendmahl mit seinen Jüngerinnen und Jüngern.
Mich beschäftigt die Botschaft des heutigen Tages.
Vom Apostel Paulus wird sie uns überliefert.
Jesus spricht das Dankgebet zu seinem Vater, bricht das Brot und sagt: »Das ist mein Leib für euch.
« Dann nimmt er den Kelch mit Wein und sagt:
»Dieser Kelch ist der Neue Bund in meinem Blut.«
Er schenkt uns nicht irgendetwas, sondern sich selbst.
Er teilt sein eigenes Leben mit uns. Das ist einmalig und in der Religionsgeschichte der Menschheit unerhört.
Gott wird in Jesus von Nazaret Mensch, geht aus lauter Menschenliebe ans Kreuz und bietet uns beim Mahl seine Lebensgemeinschaft an.
In einer Welt, die voll ist von Angst und Hoffnungslosigkeit, voll von Elend und Sinnlosigkeit, lädt Gott ein, Gemeinschaft mit ihm zu pflegen; das Abenteuer des Lebens mit ihm zusammen zu wagen.
Wir dürfen seine liebende Nähe verspüren; seine ermutigende Gegenwart erfahren; in seiner geistvollen Atmosphäre atmen.
Um so menschenwürdig und zuversichtlich unser Leben zu bestehen; aus seiner Gemeinschaft heraus miteinander und füreinander Mensch und Christ zu sein.
GEBET
Herr Jesus Christus, durch deine Liebe wandle uns, damit wir immer mehr eines Sinnes werden. Deine Liebe gebe uns Zukunft.
Öffne uns die Augen für das Wunder der Eucharistie, für das Wunder deiner Liebe und Güte.
Öffne uns die Augen, dass wir den Hunger sehen, das Leiden der Menschen, die einander hassen – um des Brotes willen.
Du gibst Brot, und du gibst Liebe.
Lass uns weitergeben, was wir empfangen: BROT UND LIEBE!
Lass uns nicht müde werden mitzuhelfen und mitzuarbeiten,
dass die Bitte so vieler Menschen um das tägliche Brot erfüllt wird.
Guter Gott, gib allen Menschen das tägliche Brot – auch durch uns!
Dein Sohn hat uns ja ein Beispiel gegeben.
Er hat durch das, was er getan hat, Zeichen gesetzt. Er hat gezeigt, was Lieben heißt.
Schenk uns die Kraft, damit wir zum Widerschein seiner Liebe werden. Darum bitten wir dich durch die Liebe deines Sohnes, unseres Bruders und Herrn. Amen.
IMPULS
Wer von uns lebt gerne allein, in der Einsamkeit, fernab von anderen Menschen?
Ohne Kontakt zum Nächsten? Der Mensch braucht Gemeinschaft.
Einsamkeit kann kein Mensch aushalten, wenn sie nicht selbst als Lebensform freiwillig gewählt ist.
Aufgezwungene Einsamkeit, kann grausame Folgen nach sich ziehen, Krankheiten der Seele und der Psyche lassen nicht lange auf sich warten.
Wir haben schon Probleme eine kurze Stille auszuhalten.
Wie grausam ist es dann erst in der Einsamkeit, wenn kein Wort mit einem Gegenüber gewechselt werden kann, wenn weit und breit kein Mensch ist, mit dem ich mich austauschen kann, der mir helfen kann.
Andererseits loten viele ihre Grenzen der Einsamkeit aus Survival -oder Überlebenstraining genannt. Da wird ausgetestet, wie lange man ohne einen anderen Menschen auskommen kann, ohne fremde Hilfe, ganz allein auf sich gestellt.
Heilfroh sind die Teilnehmer, wenn sie anschließend wieder in die Gemeinschaft aufgenommen werden.
Einsamkeit kann man vielleicht für eine gewisse Zeit aushalten, sie kann vielleicht helfen, zu sich selbst zu finden, eine Entscheidung zu treffen…
Jedoch wird Einsamkeit dann schlimm,
•wenn man sich verlassen fühlt,
•wenn andere einen schneiden und
•einen großen Bogen um einen machen,
•wenn man gemieden wird
•wenn man gemobbt wird
•wenn man ausgegrenzt wird.
Menschen fühlen sich oft einsam, obwohl sie mit anderen zusammenleben, aber keine Beziehung zueinander besteht oder Ablehnung erfahren.
Jesus lebte in Gemeinschaft seiner Jünger.
Wie oft können wir in der Bibel lesen, dass er mit ihnen beisammen war, nachdem er den Menschen Gottes Wort verkündet oder Gottes Kraft und Wirken erwiesen hat.
Aber ebenso können wir der Bibel entnehmen, dass er sich gerne in die Stille und Einsamkeit zurückzog, um mit Gott zu sprechen, um im Gebet sein Leben, seinen Auftrag und sein Werk vor Gott zu bedenken.
Ja, er holte sich Kraft in der Abgeschiedenheit, in der Einsamkeit.
Diese Auszeit gab ihm Kraft und öffnete ihm den Blick in die Zukunft.
Aber die Einsamkeit am letzten Abend seines Lebens, die war anders.
Diese Einsamkeit des letzten Abends seines Lebens, die hatte er nicht freiwillig gewählt.
Diese Einsamkeit in die er am letzten Abend seines Lebens geriet, die drückte ihn nieder, weil es niemanden gab, der sie ihm hätte abnehmen können.
Selbst seine Jünger konnten diese Einsamkeit nicht vertreiben, obwohl sie bei ihm in der Nähe waren.
Jesus fühlte sich von allen verlassen, er wusste was auf ihn zukam. In dieser Verlassenheit quälte ihn die Frage:
•Bin ich gescheitert?
•War alles vergeblich, was ich gesagt und getan habe?
In dieser, seiner tiefsten Einsamkeit findet er doch noch jemanden, dem er sich öffnen kann: GOTT.
Jesus spricht GOTT an. Ob in Jesus die Angst aufkam, er könnte ins Leere sprechen?
Jesus ist in größter Not, ja er hat Todesangst, er will dieser Not entkommen und er spricht in menschlicher Verzweiflung GOTT an.
Auch darin ist Jesus uns Menschen gleich geworden, allen Menschen,
•die unter Einsamkeit leiden allen Menschen
•die verzweifeln und allen Menschen
•die alle Hoffnung schwinden sehen.
Wenn wir Menschen uns doch auch so an Gott wenden könnten!
Bei ihm sind wir an der richtigen Adresse.
Gott hört uns mit all unseren Sorgen, Nöten und Ängsten.
Gott lässt Menschen spüren, dass er da ist –anders als erwartet.
Ja, er wird Menschen spüren lassen, dass sie in all ihrer Einsamkeit Halt finden können.
GEBET FÜR GRÜNDONNERSTAG
Jesus Christus, du Brot des Lebens. Dein sind wir.
Du kennst den Verrat und doch lädst du uns zum Mahl.
Wir bringen vor dich die Mächtigen in dieser Welt
und ihre Entscheidungen über Krieg und Frieden.
Mit dem Brot des Lebens schenke du Versöhnung.
Jesus Christus, du Brot des Lebens. Dein sind wir.
Du spürst unsere hilflose Angst und doch lädst du zum Mahl.
Wir bringen vor dich die Toten
und die Verzweiflung der Angehörigen und Überlebenden.
Wir denken besonders an unsere koptischen Schwestern und Brüder. Mit dem Brot des Lebens schenke du Hoffnung.
Jesus Christus, du Brot des Lebens. Dein sind wir.
Dich schmerzt die Unbarmherzigkeit
und doch lädst du uns zum Mahl.
Wir bringen vor dich die Armen und ihren Hunger.
Wir bringen vor dich die schwachen Menschen und die Verstoßenen und ihre Hoffnung auf Gerechtigkeit.
Mit dem Brot des Lebens schenke du ihnen Zukunft.
Jesus Christus, du Brot des Lebens. Dein sind wir.
Du liebst die Deinen und lädst sie an deinen Tisch.
Wir bringen vor dich deine ganze Kirche, ihren Glauben und ihr Zeugnis für dich. Mit dem Brot des Lebens antworte auf unsere Sehnsucht nach Einheit.
Jesus Christus, du Brot des Lebens. Dein sind wir.
Du gehst in den Tod und doch teilst du den Wein.
Mit dem Kelch des Heils lass uns schmecken, wonach wir uns sehnen.
DER KREUZWEG FÜR ZUHAUSE – KARFREITAG 2020
„Ich bin bei Euch alle Tage!“ (Mt 28,18)
Diese Zusage Jesu gilt auch besonders in der Zeit, die wir gerade erleben.
Alles Gewohnte, Selbstverständliche in diesen Tagen gibt es dies nicht!
Der Weg zur Kirche, zum gemeinsamen Feiern des Gottesdienstes, ist momentan nicht möglich.
Doch gerade dann, wenn uns Angst, Unsicherheit, Sorgen, Krankheit und Trauer umgeben, will Jesus an unserer Seite stehen und uns Kraft schenken.
Da wir in der nächsten Zeit nicht in Gemeinschaft in der Ortskirche Gottesdienste feiern können für das persönliche Gebet sind alle Kirchen weiterhin geöffnet -, versuchen wir, unser Band der Gemeinde nicht abreißen zu lassen!
Unter dem Motto „Die Kirche kommt nach Hause“ möchten wir Ihnen für den Karfreitag, die Kreuzwegandacht, zur Verfügung stellen, um unsere Verbundenheit im Glauben an Jesus Christus deutlich zu machen.
Wir freuen uns, wenn Sie dieses Angebot nutzen, mitbeten und spüren, dass wir nicht allein sind! Ich bin bei Euch alle Tage!
EINLEITUNG+ Kreuzzeichen
Wir stehen hier gemeinsam am Beginn eines Weges, der uns an allen Niederungen des Lebens entlangführen wird. Es ist der Weg Jesu Christi, der mit seiner Verurteilung zum Kreuzestod beginnt. Gehen wir diesen Weg gemeinsam, um uns zu stärken.
Unser eigener Lebensweg birgt Stationen des Leidens und der Hoffnungslosigkeit, des Unfriedens und der Lieblosigkeit.
Gott, du Mitfühlende, du Barmherziger, lass uns nicht allein auf diesem Weg, auf dem wir über unsere eigenen Schmerzen und Verletzungen hinaus darauf blicken, dass sich in der Geschichte dieser Welt nicht nur die Leidensgeschichte deines Sohnes abgespielt hat, sondern sich vieles wiederholt: Tränen, und Verzweiflung.
Herr unser Gott, wir empfehlen Dir alle Erkrankten und bitten für sie um Trost und Heilung. Sei den Leidenden nahe, besonders den Sterbenden. Tröste jene, die traurig sind.
Schenke den Ärzten und Forschern Weisheit und Energie; allen Pflegenden Kraft und eine innere Gelassenheit in dieser extremen Belastung. Gib uns deine Kraft, das auszuhalten und stärke unsere Solidarität.
1. Station: Jesus wird zum Tode verurteilt
Verurteilt, beurteilt, eingeordnet, in eine Schublade gesteckt.
So steht Jesus vor Pilatus, der seine Hände in Unschuld wäscht. Wer von uns hat je bedacht, was er anrichtet mit seinem Urteilen, mit seinem Einordnen, mit seinem Werten, Bewerten, Entwerten?
Wen von uns kümmert es, wie es dem geht, den wir verurteilt, den wir abgeschrieben, ausgegrenzt, entwertet haben?
2. Station: Jesus nimmt sein Kreuz auf sich
Jesus bleibt keine andere Chance. Er muss das schwere Kreuz auf sich nehmen. Aber er nimmt es gerne. Er trägt es für uns. Er lädt sich die Last auf, die wir nicht tragen wollen. Er nimmt das Kreuz an, weil wir nicht bereit sind, uns selbst anzunehmen, weil wir uns weigern, unser Leben anzunehmen mit all dem, was es durchkreuzt. Er erträgt uns in diesem Kreuz, weil wir nicht bereit sind, uns selbst zu ertragen, weil wir so leicht vor uns selbst davon laufen.
3. Station: Jesus fällt unter der Last des Kreuzes
Das Kreuz wird Jesus zu schwer. Es drückt auf seine Schultern.
Es erdrückt ihn. Die Last, die uns zugemutet wird, übersteigt oft unsere Kräfte. Sie liegt drückend auf uns. Wir kommen dagegen nicht an. Wir brauchen uns nicht als Versager zu fühlen.
Jesus kann der Last auch nicht standhalten. Er bricht unter ihrer Last zusammen. Er wird mit uns solidarisch in unserer Schwäche. Das tröstet und befreit uns von unserem schlechten Gewissen, dass wir die Last nicht tragen können.
4. Station: Jesus begegnet seiner Mutter
Auf seinem Weg zur Kreuzigung begegnet Jesus seiner Mutter.
Er muss es seiner Mutter zumuten, seinen schimpflichen Tod mitzuerleben, seinen Tod am Kreuz, den Schandpfahl, an den nur Verbrecher und Aufrührer gehängt werden. Er kann es ihr nicht ersparen. Er muss seinem Vater gehorchen, er muss sich selbst treu bleiben. Er kann die Frohe Botschaft vom barmherzigen Vater nicht verleugnen, nur weil einige etablierte Fromme seine Botschaft nicht hören wollen, weil sie für sie zu modern, zu revolutionär ist.
5. Station: Simon von Cyrene hilft Jesus das Kreuz tragen
Die Soldaten zwingen Simon, Jesus das Kreuz zu tragen.
Simon ist auf dem Weg vom Feld nach Hause. Er möchte seine Ruhe haben. Er ist kein politischer Mensch, sondern einer, der nur für sich und seine Familie sorgt, der gut für sie sorgt, der anständig ist. Aber er möchte in Ruhe gelassen werden.
Er hat niemandem Böses getan. Warum zwingen sie ihn?
Warum soll er sich in das Leben eines Fremden einmischen, in das Leben eines zum Tode Verurteilten? Geht man denen nicht besser aus dem Weg? Womit hat er das verdient, das Kreuz eines Verbrechers tragen zu müssen?
6. Station: Veronika reicht Jesus das Schweißtuch
Eine Frau traut sich, sich aus der gaffenden Menge zu lösen.
Sie hat den Mut, aus der Beobachterrolle auszubrechen und auf diesen Jesus zuzugehen, den sie zur Kreuzigung führen.
Sie achtet nicht auf die Soldaten, die Jesus in ihre Mitte genommen haben. Sie hat ihren Blick auf Jesus gerichtet.
Und sie fühlt mit ihm, der da unter der Last seines Kreuzes schwitzt. Der Blick der Liebe ist stärker als die gaffenden Blicke der Zuschauer und als die feindseligen Augen der Soldaten.
Sie achtet nicht auf die Ablehnung, die sie von allen Seiten erfährt. Die Zuwendung, die sie Jesus schenkt, lässt sie die feindliche Mauer der Zuschauer und Mitläufer durchbrechen.
7. Station: Jesus fällt unter der Last des Kreuzes
Einmal fallen, das können wir uns verzeihen. Aber dann möchten wir uns für immer vornehmen, nicht mehr zu fallen.
Jetzt werden wir uns anstrengen, keinen Fehler mehr zu machen, wir werden die Zähne zusammenbeißen, damit wir ja nicht mehr in die gleiche Sünde fallen. Aber alle unsere Vorsätze geben uns keine Garantie, dass wir nicht wieder fallen.
Das zweite Mal fallen, das enttäuscht uns. Das lässt alle Vorsätze zunichte werden. Jetzt bringen wir nicht mehr den Mut auf, nochmals zu versprechen, dass wir nicht mehr fallen werden. Unser Vertrauen in uns selbst ist zerbrochen.
Wir können nicht mehr für uns garantieren.
8. Station: Jesus begegnet den weinenden Frauen
Auf dem Weg nach Golgatha begegnet Jesus den weinenden Frauen. Sie klagen um ihn und erfüllen so die Weissagung aus Sach 12,10f: „Sie werden um ihn klagen, wie man um den einzigen Sohn klagt; sie werden bitter um ihn weinen, wie man um den Erstgeborenen weint.“ Aber Jesus will nicht ihr Klagen, er will nicht ihr Mitleid, sondern ihre Umkehr.
Sie sollen nicht über ihn weinen, sondern über sich selbst und ihre Kinder. Denn über sie wird ein größeres Unheil hereinbrechen. Jesus wird inmitten der klagenden Frauen zum Propheten über die Zukunft Jerusalems. Sein Leiden ist nicht der körperliche Schmerz, nicht sein Tod, der von Gott angenommen und in der Auferstehung zum Sieg verwandelt werden wird.
Was Jesus schmerzt, das ist das Schicksal Jerusalems, das uneinsichtig bleibt und deshalb in der Katastrophe endet.
9. Station: Jesus fällt unter der Last des Kreuzes
Jesus fällt unter der Last seines Kreuzes. Er fällt nicht einmal, sondern dreimal, immer wieder. Alle Willensanstrengung reicht nicht aus. Er kann es nicht verhindern, vor allen seine Schwäche zu zeigen, seine Ohnmacht, sich selbst auf den Beinen zu halten. Er fällt vor den Augen der Gaffer, die seine Schwäche bejubeln, die immer schon wussten, dass mit dem nichts anzufangen ist, die immer schon lauthals verkündeten, dass man diesem Rabbi nicht trauen dürfe.
10. Station: Jesus wird seiner Kleider beraubt
Die Kleider werden Jesus vom Leib gerissen. Er wird bloßgestellt. Die Gaffer können ihre gierigen Blicke auf ihn richten. Von dem brauchen sie nichts mehr zu befürchten.
Von ihm wissen sie alles. Er kann nichts mehr vor ihnen verbergen.
Die schützenden Kleider rauben sie ihm, allen Schutz nehmen sie ihm.
Schutzlos vor bösen Menschen bloßgestellt zu werden, ist wohl der tiefste Schmerz, der je einen Menschen treffen kann. Sich am Leid des Anderen weiden, es genießen, wenn man seine Blöße offen legt, das ist der Gipfel menschlicher Grausamkeit.
11. Station: Jesus wird ans Kreuz genagelt.
Jesus wird ans Kreuz genagelt. Es sind die Nägel unserer Feigheit und unserer Lieblosigkeit, mit denen er ans Kreuz geheftet wird. Wenn wir ihn leugnen und vor ihm davonlaufen wie die Jünger, dann durchbohren wir seine Füße. Wenn wir die Hand ausstrecken wider den Nächsten oder sie zurückziehen vor seiner Not, dann durchbohren wir Jesu Hände. „Er wurde durchbohrt wegen unserer Verbrechen“ sagt uns der Prophet Jesaja (Jes 53,5). Unsere Sünden, unsere Unachtsamkeit, unsere Bosheit, das sind die Nägel, die Jesus ans Kreuz schlagen.
12. Station: Jesus stirbt am Kreuz
Jesus, der Sohn Gottes und zugleich ganz und gar Mensch, stirbt den Tod am Kreuz, den schändlichsten Tod, den die Antike kennt, den Tod der Verbrecher und Aufrührer. Jesus hält nicht an seiner Gottheit fest. Er entäußert sich bis in den Tod, ja bis zum Tod am Kreuze. Sein Werk scheint gescheitert. Er wollte den Menschen Gottes Barmherzigkeit verkünden, Gottes Nähe, die heilt und befreit. Aber sie wollten seine Botschaft nicht hören.
Sie wollten den Botschafter Gottes mundtot machen, ihn aus der Welt schaffen. Denn er hat sie in Frage gestellt, er hat ihre Religion als Sicherungsmechanismus entlarvt, er hat ihre scheinbare Frömmigkeit als Egoismus durchschaut, als Versuch, Gott für sich zu vereinnahmen.
13. Station: Jesus wird vom Kreuz abgenommen und in den Schoß seiner Mutter gelegt
Jesus wird vom Kreuz abgenommen. Sein lebloser Leichnam wird in den Schoß seiner Mutter gelegt. Welch ein Schmerz für die Mutter, die zusammen mit den anderen Frauen unter dem Kreuz ausharrt, während die Jünger bis auf Johannes alle fliehen. Den sie in ihrem Schoß getragen und geboren hat, dem muss sie nun als Totem ihren Schoß von neuem hinhalten. Von dem die Engel bei seiner Geburt gesungen haben, dass er der Heiland der Welt sei, der fällt nun leblos in den Schoß seiner Mutter zurück.
Auf den sie alle Hoffnung gesetzt hat, der stürzt sie nun in Hoffnungslosigkeit und Traurigkeit. Aber die Mutter hält ihm trotzdem ihren Schoß hin. Sie verweigert sich auch dem Toten nicht.
14. Station: Der Leichnam Jesu wird ins Grab gelegt
Jesu heiliger Leichnam wird ins Grab gelegt. Menschen, die all ihr Vertrauen auf Jesus gesetzt haben, begraben mit ihm ihre Hoffnungen. Da ist Josef von Arimathäa, der auf das Reich Gottes wartete und es in Jesus gekommen sah. Da ist Nikodemus, der nachts zu Jesus gekommen war, weil er in ihm den Lehrer der Weisheit sah. Da ist Maria von Magdala, aus der Jesus sieben Dämonen ausgetrieben hatte. Sie war in ihrer Verzweiflung Jesus begegnet und von ihm geheilt worden. Jesus hat sie vorbehaltlos angenommen. Das hat sie verwandelt. Aber jetzt muss sie ihn, dem sie alles verdankt, ins Grab legen. Da sind „die Frauen, die mit Jesus aus Galiläa gekommen waren“ (Lk 23,55). Sie waren fasziniert von der Person und Lehre Jesu. Nun müssen sie ihre Liebe, ihre Zuwendung, ihr Vertrauen begraben.
KARFREITAG
Verrat – Spott – Verurteilung
Dornenkrone – Nägel – Kreuz
Schmerzen – Blut – Leid
Der Heiland stirbt.
Tod vernichtet Leben.
Kriege – Katastrophen – Krankheiten
Tod vernichtet noch immer Leben.
“Im Kreuz ist Heil, im Kreuz ist Leben, im Kreuz ist Hoffnung.”
Jesus Christus, nähre unsere Hoffnung.
IMPULS
Das am stärksten sprechende Zeichen in der Feier vom Leiden und Sterben unseres Herrn Jesus Christus am Karfreitag ist wohl das innige Schweigen.
Das Kreuz, das angeschaut und verehrt wird, steht im Mittelpunkt an Karfreitag: „Seht das Kreuz, an dem der Herr gehangen, das Heil der Welt. Kommt, lasset uns anbeten.“
Mit diesem Ruf wird ein Kreuz auf drei Mal enthüllt und gezeigt. Danach ist Zeit für die Verehrung, des Kreuzes.
Schweigend stellen wir uns vor das Kreuz, das Zeichen, dessen Stärke uns zum Verstummen bringt. Schweigend denken wir an Leiden, Not, Schmerz und Tod. All das, mitsamt unserer Klage und unserer Sprachlosigkeit vertrauen wir der Erde an.
IMPULS ZUR KREUZVEREHRUNG
Ich habe Angst, bin traurig, fürchte mich.
Und du sagst: Am Kreuz ist viel Platz, lege alles bei mir ab.
Ich ärgere mich, bin allein, bin hilflos.
Und du sagst: Am Kreuz ist viel Platz, lege alles bei mir ab.
Ich weiß nicht mehr weiter, habe Schmerzen, bin ohne Halt.
Und du sagst: Am Kreuz ist viel Platz, lege alles bei mir ab.
Ich bin mutlos, ohne Kraft, finde keine Worte mehr.
Und du sagst: Am Kreuz ist viel Platz, lege alles bei mir ab.
Ich gehe zum Kreuz, finde Trost und Hoffnung, weil du sagst:
Am Kreuz ist viel Platz. Ich lege alles ab.
GEBET
Herr, lass uns hier sein, hier vor dir.
Vor dir am Boden mit allen, die am Boden liegen.
Vor dir am Boden mit allen, die nicht mehr weiter können.
Vor dir am Boden mit allen, die Angst haben.
Vor dir am Boden mit allen, die unterjocht, ausgebeutet und verfolgt sind.
Unsere Welt blutet aus vielen Wunden.
Schreckensnachrichten werfen uns immer wieder zu Boden.
Furchtbares Leid wird uns tagtäglich vor Augen geführt.
Die Bosheit der Menschen „haut uns um“.
Wenn wir das große Leid der Menschen und der Welt auf uns wirken lassen, kann uns dies fast entmutigen.
Wenn wir ausgestreckt am Boden liegen, dann erleben wir uns zerstört, mutlos, hilflos. Hat es noch einen Sinn, sich wieder aufzurappeln?
Ausgestreckt am Boden liegen, kann Ausdruck von Trauer und Schmerz sein, es kann aber auch ein Hilfeschrei sein, weil wir aus eigener Kraft diesen Tiefpunkt nicht mehr überwinden können – angesichts des furchtbaren Leidens am Karfreitag damals und heute. Die Niederlage hat die Neigung, sich als endgültigen Schlusspunkt zu verstehen. Wer richtet uns wieder auf?
Dem Liegen muss ein Aufstehen folgen, dem Untergang ein neuer Aufgang, dem Tod das Leben.
IMPULS ZUR KREUZENTHÜLLUNG:
Dein Kreuz wird enthüllt; Herr Jesus.
Ich sehe Hände -angenagelte Hände -deine Hände, Herr Jesus –
die aber auch die Hände aller Angenagelten dieser Welt sind.
Ich sehe die Hände all der Tausenden Gefolterten,
angenagelt durch Tyrannei, Missbrauch und Brutalität.
Ich sehe die Hände all der Ohnmächtigen,
angenagelt durch Armut und Aussichtslosigkeit.
Deine Hände, Herr Jesus,es sind Hände, die Wunden tragen,
die Wunden aller Verwundeten, aller Gezeichneten,
Hände die Schandmale tragen,
die Schandmale der Ausgestoßenen und Verfemten.
Ich sehe deine Füße, angenagelte Füße,
Füße eines Menschen, der nicht mehr gehen kann,
Und in deinen angenagelten Füßen, Herr,
sehe ich die Füße aller Angenagelten dieser Welt,
die Füße der Mutlosen und Verzweifelten,
jener, die keinen Schritt mehr tun können
und deren Lage ohne Ausweg und bodenlos ist.
Ich sehe die Füße vieler Menschen,
die gelähmt sind durch Enttäuschung und Verzweiflung,
durch Hoffnungslosigkeit, Angst und Entsetzen.
In allen angenagelten Menschen bist du, Jesus,
in deiner Ohnmacht, in deiner Bewegungslosigkeit.
Du kannst keinen Schritt mehr tun auf uns zu.
Und doch schenkst du uns das verheißungsvolle Wort:
Wenn ich erhöht sein werden,
dann werde ich alle an mich ziehen.
KARSAMSTAG
mit-leiden
aushalten
berühren
trösten
weinen
schweigen –
wie die Frauen bei dir
deinen Tod aushalten
dich halten
sich aneinander festhalten
hoffen
warten
ahnen
dass aus dem Grab
neues Leben wächst
die Bäume grünen schon
Das Grab von Jesus Christus
IMPULS
Karsamstag der Tag, an dem sich Grabesstille ausbreitet, gleichzeitig aber auch schon die Hoffnung auf den Ostermorgen spürbar ist.
Der Karsamstag ist ein geheimnisvoller, scheinbar schwebender Tag, ein Tag des Übergangs, des „Zwischen“, ein Brückentag zwischen Tod und Leben, zwischen abgrundtiefer Dunkelheit und langsam aufstrahlendem neuen Licht.
Vor allem anderen aber ist der Karsamstag der Tag der totalen Gottesfinsternis, des „Todes“ Gottes. Es ist der Tag der Grabesruhe, des Schweigens, der Leere und des Nichts.
Die Jünger haben alle ihre Hoffnungen mit Jesus begraben.
Sie sind enttäuscht und verzweifelt.
Nichts ist ihnen geblieben außer ihren Erinnerungen.
Ihre Träume und Hoffnungen sind zerbrochen.
Was ihnen Halt gab, ist nicht mehr.
War es überhaupt Wirklichkeit oder war es nur ein Wunschtraum? Sie zweifeln, sie klagen und sie weinen.
Sie ziehen sich resigniert zurück und wenden sich irgendwann wieder ihren Alltagsgeschäften zu.
GEBET FÜR KARSAMSTAG
Wo bist du, Gott?
Der Tod hat sich einfach genommen, was ihm nicht zusteht.
Wie sollen wir das ertragen?
Wo bist du, Gott? Bei den Toten?
Hole sie heraus aus der Finsternis.
Wo bist du, Gott? Bei den Sterbenden?
Bleib bei ihnen. Lass sie nicht allein.
Wo bist du, Gott? Bei den Missetätern?
Bleib bei ihnen. Trage du ihre Schuld.
Wo bist du, Gott? Bei den Zweifelnden?
Bleib bei ihnen. Halte du mit ihnen die Nacht des Zweifels aus.
Wo bist du, Gott? Bei den Traurigen?
Bleib bei ihnen. Gehe mit ihnen hinein in alle Abgründe.
Wo bist du Gott? Bei denen, die Ausschau halten nach dem Leben?
Bleib bei ihnen. Wachse mit ihnen dem Licht entgegen.
Wo bist du Gott? Bei denen, die am Glauben festhalten?
Bleib bei ihnen. Strecke deine Hände aus.
Nimm sie mit in dein neues Leben.
In die Stille dieses Tages hinein rufen wir.
Erbarme dich.
Heute. Morgen und alle Tage.
IMPULS
Manchmal braucht es auch absolute Leere und Stille, um Gottes Wort hören zu können.
Denn Gott ist einerseits Wort und Jesus menschgewordenes Wort, aber er ist eben auch Schweigen.
Wir können ihn nicht greifen, nicht begreifen, nicht festmachen und festhalten.
Er bleibt der Verborgene, der sich Entziehende, der, dessen Reden und Handeln wir oft nur im Schweigen vernehmen können.
Manchmal müssen wir lange in die Stille hineinhorchen, um zu hören, was Gott uns sagen will.
Vielleicht ist das Schweigen des Karsamstags so etwas wie die Erwartungshaltung der ganzen Erde.
GEBET
Zwischen Kreuz und Auferstehung rufen wir zu Gott:
Treuer und ewiger Gott,
zwischen Kreuz und Auferstehung
strecken wir uns nach dem Leben aus.
Bleib treu denen, die dem Dunkel des Todes ausgeliefert sind.
Bleib treu denen, die in Angst gefangen sind.
Ergreif sie und reiß sie heraus.
Treuer und ewiger Gott:
Erhöre uns.
Barmherziger und liebender Gott,
zwischen Kreuz und Auferstehung
warten wir auf den Anbruch des neuen Morgens.
Erbarme dich derer, die verlassen wurden.
Erbarme dich derer, die ihren Mut verloren haben.
Ergreif sie und reiß sie heraus.
Barmherziger und liebender Gott:
Erhöre uns.
Schöpfer Himmels und der Erde,
zwischen Kreuz und Auferstehung
sehnt sich deine Schöpfung nach Frieden.
Schaffe deinem Frieden Raum in den Herzen der Mächtigen,
in deiner Kirche, in unserer Mitte.
Schaffe deinem Frieden Raum durch dein Wort,
durch Jesus Christus.
Durch ihn ergreif uns und reiß uns aus dem Tod.
Schöpfer Himmels und der Erde,
zwischen Kreuz und Auferstehung
rufen wir um Jesu Christi willen: Erhöre uns.
GEBET
Ach Gott – wo bist du?
So viel Sterben, so viel Tod, wie sollen wir das nur ertragen?
Wir haben unsere Lieben an den Tod hergeben müssen.
Wir können sie nicht mehr erreichen.
Welten liegen nun zwischen ihnen und uns.
Aber du bist doch da, Gott! Du bist bei ihnen, Gott!
Reiß sie heraus aus dem Tod – dir vertrauen wir,
du unser Gott, du Gott der Toten und der Lebenden.
Ach Gott – wo bist du?
Die elenden Schmerzen, mit denen wir Menschen uns plagen,
die Tränen, die nicht aufhören!
Kriege stürzen Unschuldige ins Elend, der Tod macht seine Beute auch unter Kindern. Hunger und Flucht sind seine Waffen.
Gott, du bist doch da! Du kannst eingreifen, Gott!
Mit Jesus hast du es getan.
Mach ein Ende mit den Schmerzen und wische die Tränen ab.
Dir vertrauen wir, du unser Gott, du Gott der Toten und der Lebenden, der Weinenden und Hoffenden.
Ach Gott – wo bist du?
der Glaube an dich hat es schwer,
deine Feinde sind laut und mächtig.
Deine Engel sind unscheinbar und der Tod ist allgegenwärtig.
Gott, du bist doch da! Beschütze deine Gläubigen,
schicke deine Engel und bewahre sie,
damit wir dir singen im Feuer und in Not.
Dir vertrauen wir, du unser Gott,
du Gott der Toten und der Lebenden,
du Gott des Lebens heute und alle Tage.
Liebe Mitchristen,
die Heilige Woche – von Palmsonntag bis Ostern – ohne Gottesdienste zu gestalten, war bis vor kurzem für uns als Christen unvorstellbar. Nun haben wir diese Situation und wollen, so gut es geht, diese Tage zum Gedenken an das Leiden unseres Herrn Jesus Christus gestalten.
Am Palmsonntag liegen in den Kirchen gesegnete Palmzweige zum Mitnehmen bereit.
Am Karfreitag wird in den Kirchen das Kreuz zur stillen Verehrung aufgestellt mit der Möglichkeit, eine Kerze für alle anzuzünden, die sich für andere aufopfern, die krank sind und an Leib und Seele leiden.
Am Ostersonntag wird die gesegnete Osterkerze entzündet und brennt tagsüber. Mit den bereit gestellten Osterlichtern kann das Osterlicht mit nach Hause genommen werden.
In diese Woche fallen auch die Ewigen Anbetungen in unseren Pfarreien. Am Palmsonntag, wird in der Herz-Jesu-Kirche von 15.00 bis 16.00 Uhr das Allerheiligste für eine stille Anbetung ausgesetzt. Die Kirchen sind weiterhin für das persönliche Gebet geöffnet, es wird jedoch dringend gebeten, dabei den Mindestabstand von zwei Metern einzuhalten.
Im Fernsehen und Radio werden katholische Gottesdienste zum Mitfeiern übertragen, bitte informieren Sie sich selbständig.
Weiterhin wird im Internet täglich, auch sonntags, um 8.00 Uhr, ein katholischer Gottesdienst per Live-Stream aus der Nagelkapelle des Bamberger Doms übertragen:
https://www.facebook.com/bambergerdom
Ich bitte, auch andere Gläubige auf diese Gebetstexte aufmerksam zu machen, in den Kirchen liegen gedruckte Exemplare zum Mitnehmen auf.
Ich wünsche Ihnen allen in dieser schweren Zeit eine gesegnete Karwoche, bleiben Sie alle gesund.
Ihr Pfarrer Diter Glaeser