35. Theatertage ein schöner Erfolg! Ära Gabi Freitag endet
Mit den 35. Theatertagen im Saal „Zum Hirschen“ geht auch eine Ära zu Ende. Es war zum letzten Mal, dass Gründerin und Regie Gabriele Freitag verantwortlich zeichnete, was da auf der Bühne im altehrwürdigen Saal, der Spielstätte von Generationen „beim Rauch“, gezeigt wurde. Gabi, wie sie liebevoll nicht nur bei „ihrer“ Theatergruppe genannt wird, wird im kommenden Jahr ihre Verantwortung innerhalb der Gruppe abgeben. Mit dem Stück „Ein durchsichtiger Schwindel oder Die Silberhochzeit“ verabschiedete sie sich. Sowohl Akteure als auch Vorstandschaft waren erfreut, ob des großen Interesses und der Begeisterungsfähigkeit des Publikums. Im Jahr 1982 versammelte Gabi Freitag eine Handvoll Ministranten im Pfarrzentrum Schwürbitz um kleine Theaterstücke am Seniorennachmittag darzubringen. Das aus diesen kleinen Anfängen ein stolzer, über 200 Mitglieder zählender Verein und unzählige, unterhaltsame Stunden bei vielen unterschiedlichen Theaterstücken werden sollte, ahnte damals niemand.
Doch zunächst zum „Herbsttheater“, welches die Theatergruppe an fünf ausverkauften Abenden, verteilt über die letzten beiden Wochenenden, dem Publikum darbot. Der Vorhang war noch verschlossen, als einer der Hauptdarsteller „Florian“ als Schlotfeger, glänzend dargestellt vom langjährigen Vorsitzenden Manfred König, quasi direkt vom Schornstein des Saals quer durch das Publikum sich den Weg bahnte und bei den Kuttners an der Bühne klingelte. Die „Hausfrau Kuttner“ Karin Kreusel, natürlich gestört von seinem Besuch, lugte in Lockenwicklern durch den Vorhang und empfahl, doch später noch einmal zu kommen, da es momentan überhaupt nicht passe. So begab sich der Kaminkehrer zunächst zu den Nachbarn, versicherte aber später noch einmal vorbei zuschauen. Maria Kuttner gewährte dem Publikum Einblick in ihr ganz normales Leben und so hob sich der Vorhang und die Zuschauer hatten freie Sicht in die Wohnstube Kuttner, in der sich die drei Akte abspielen sollten. Eigentlich eine heile, oberfränkische Welt, wo die Männer ihrem Schützenverein frönen und sich die Dorfratschen, darunter auch „Barbara Melcher“, dargestellt von Christine Würstlein treffen, um den ein oder anderen Klatsch auszutauschen. Und doch spielte sich in diesen Tagen so viel unerwartetes ab, dass es nicht langweilig wurde. So steht zum Beispiel die Silberhochzeit bei Kuttners und den Nachbarn Melcher an und gerade bei den Ehemännern hält sich die Begeisterung für eine solche „Feier“ in Grenzen. Da auch noch das Liebesleben der Paare ziemlich eingerostet ist, empfiehlt „Oma Kuttner“, glänzend dargestellt von Andrea Appel, den Männern doch einmal Viagra zu verabreichen, was sie bei Ihrem Michael – „Gott hou na seelich“ auch zu gerne einmal ausprobiert hätte.
Die Tochter der Melchers „Monika“, gespielt von Barbara Backert, kommt im Blaumann bei den Kuttners vorbei, da sie daheim vor verschlossener Türe steht. Sie berichtet davon, bei soviel Umständen mit den Männern, lieber einmal nicht zu heiraten und deshalb Pfarrhaushälterin bei ihrem Schwarm „Stefan“ zu werden, der ja wohl einmal Geistlicher werden wird. Doch eben dieser „Stefan“, dargestellt von Newcomer Julian Fleischmann, orientiert sich gerade anders und erzählt auch nur dem schlauen Schlotfeger von seinem Plan. Bevorzugt er doch lieber nur Theologie zu studieren und dann doch irgendwann zu heiraten. Deshalb hat er auch schon eine Freundin, die er natürlich nicht so ohne weiteres mit nach Hause nehmen kann, ist doch alle Welt überzeugt, einmal einen Pfarrer in der Familie zu haben. Kurzerhand wird diese Freundin, „Martina“, ebenfalls frisch aus der Theaterjugend Annika Engelmann, als Studienfreund Martin mit nach Hause gebracht und auch dort einquartiert.
Ziemlich viel los bei den Kuttners und als ob dies noch nicht reichen würde kommt auch noch Pensionsgast „Theobald Berger“, Alexander Pohl aus Berlin daher, der ebenfalls auf Brautschau ist und ein Landmädel „mit dicken Waden“ bevorzugt. Beim Angeln am Gänsweiher, meint er, würde sich so was schon einstellen. Doch die beiden Hausfrauen haben ihre eigenen Probleme und versuchen, mit einem gemeinsamen, stilvollen Mittagessen, wo es noch dazu Sauerbraten geben soll, die Männer davon zu überzeugen, dass die Silberhochzeit gebührend zu feiern sei. Die Männer spucken den Wein quer über die Bühne, als sie hören, dass sich die Frauen eine „Jubiläumsmesse“ und eine „Silberreise“ nach Venedig vorstellen. Das Argument der Frauen „Früher hom mer dou defür ka Zeit und ka Geld ghobbd!“ wischen die entrüsteten Männer weg mit der Aussage, dass es in Italien „nur Pizza ze fressn“ gibt. Gemeinsam verschwinden sie in Richtung Schützenhaus, dicht gefolgt von ihren Gattinnen, die mit dem guten Essen ihr Ziel nicht erreichten und stattdessen Riesenräusche befürchten. Für Oma Kuttner ist soviel übrig gebliebener Wein eine prima Gelegenheit und die angebrochene Flasche geht mit zur Mittagsruhe.
Das Martin(a) die zukünftigen Schwiegereltern gleich zu Beginn der gemeinsamen Zeit, anlügen soll missfällt ihr zwar, doch lässt sie sich aus Liebe auf die Verkleidung ein und prompt überraschen die beiden Silberbräute „Martin und Stefan“ innigst umarmt und küssend in der Stube. In die entsetzten Schreie fällt der Vorhang des ersten Aktes. Nun hängt natürlich der Kuttner-Haussegen schief, würde man dem katholischen Pfarrer von Schwürbitz, Herrn Glaeser doch von der „Ausrichtung“ des Filius berichten müssen. Während Oma Kuttner nie an die Verirrung von Stefan glaubte, da es sein Opa weder mit dem Zölibat noch mit einem Mann ausgehalten hätte, ist es dem Schlotfeger Florian zu verdanken, dass die Frauen von der echten Martina unter dem Schnurrbart erfahren und das aus dem Pfarrer im Hause wohl doch nichts wird. Da Stefan nun Lehrer werden will und die schon lange verliebte Monika doch nicht nur seine Haushälterin, sondern sogar seine Frau werden kann, schmeißt sie sich in Unkenntnis von Martina ran, an „ihren“ Stefan. Dieser kann sich erwehren und zum Glück gibt es da noch den Berliner, der die Waden von Monika natürlich entzückend findet. Wieder ein Deckel auf einem Topf.
Der vermeintliche „Glücksbringer“ Florian berät nun alle, damit die Silberhochzeit doch noch klappt. Martina könnte etwas dazu beisteuern, damit alles wieder in Bahnen läuft und soll aus ihrem Modegeschäft in Bamberg „neua Verpackung für die altn Schochteln“ mitbringen. Deshalb läuft eine Dessousschau auf offener Bühne und sorgt natürlich für viele Lacher, sind die Damen doch ganz und gar nicht vertraut mit solch heißer Wäsche.
Auch die „Putsch abs, Diesaus und Tongos“ passen so gar nicht auf die Kleiderbügel im alten Schlafzimmerschrank. Letztlich gelingt es aber doch, jeder reifen Frau ein „Teilchen“ zu verkaufen und Florian und Stefan überraschen die Damen im denkbar ungünstigen Umkleidemoment. In die Schreie der jungen Männer fällt Vorhang Nummer zwei.
Im dritten Akt sitzen die beiden Herren „Josef“, zweiter Vorstand Rüdiger Pohl und „Hans“, Kassier der Gruppe Julius Fischer einsam und verlassen am Esstisch. Sie vermissen ihren Schützenstammtisch, müssen selbst einkaufen und ernähren sich von kalten Würstchen. Sie werden ignoriert von ihren besseren Hälften, damit das mit den Silberflitterwochen doch noch etwas wird. Da die Herren aber noch zu gut zurecht kommen, sollte eine nächste Stufe der Neckerei gezündet werden und so kommt man darauf, die Männer so richtig eifersüchtig zu machen. Recht aufgetakelt und geschminkt eröffnen die Damen den einsamen Herren, dass sie ins Theater nach Fürth gehen würden. Auch der arme Florian muss als Scheinliebhaber herhalten, reicht es doch aus, sich im Gesicht zu schwärzen um eine Liebschaft mit dem Schlotfeger vorzutäuschen. Das ist jedoch zu viel für die geächteten Männer. Rasend vor Eifersucht fesseln und knebeln sie ihre Frauen. Dies ertragen diese jedoch, froh darüber die richtige Reaktion ausgelöst zu haben, was sie ihren Gatten allerdings gar nicht so recht zugetraut haben. Der Chauffeur nach Fürth, Schlotfeger Flori kommt dermaßen ungünstig dazu und wird auf der Stelle als Liebhaber versohlt.
Zum Glück kann Oma Kuttner die Männer aufklären, nun herrscht aber allerorten schlechtes Gewissen. Es wird zusammen gerückt, die Damen bekommen ihre Silberhochzeit mit Italienreise, die jungen Leute finden zusammen, ganz ohne Verkleidung. Für den Touristen und Monika ist gesorgt und das geliebte Schützenhaus sieht die Herren der Schöpfung nun seltener. Ende gut – alles gut.
Dieses Motto könnte auch für die Chefin Gabi Freitag gelten, wurde sie doch am Ende jeder Aufführung mit einer langen Laudatio und einem Geschenk von amtierender Vorsitzenden Ulla Engelmann bedacht. Auch ihr Mann Heinz Freitag, der Gabi während der gesamten Theaterzeit in allen Lagen kräftig unterstützte und sich seit Jahren um den Kartenvorverkauf kümmerte, wurde herzlich bedankt und bedacht. Am letzten Abend der Theatertage grüßten auch noch die Zuschauer mit bunten Leuchtstäbchen, entboten viel Beifall und jeder Akteur überreichte eine Rose zum eingespielten Lied „Für mich solls rote Rosen regnen…“.
Heimatdichterin Gabi Freitag verabschiedete sich natürlich mit einem selbst verfassten Gedicht und wünschte sich, auch in Zukunft noch gebraucht zu werden. Der herzliche Dank der Vorsitzenden galt auch dem Team in der Maske um Karin Kreusel. Frisuren wurden gestaltet von Christine Währisch-Hopfenmüller, Antonia Riedel und Heike Fischer. Als Souffleusen wirkten Jutta Babst und Andrea Fleischmann, den Männern vom Bautrupp galt herzlicher Dank unter der bewährten Leitung von Markus Dumproff. Die Pausenverpflegung lag in der Verantwortung von Sabine Wich mit ihren Helfern und dem Video-Team von der Realschule Hirschaid galt ebenfalls herzlicher Dank. Auf die Theatergruppe kommen nach diesem Herbsttheater weitere arbeitsreiche Tage zu. So tritt die Jugendgruppe in der Vorweihnachtszeit unter der Leitung von Lisa Motschenbacher im Seniorenheim Michelau und im Pfarrzentrum Schwürbitz auf. Der Weihnachtsmarkt wird wieder von der Theatergruppe mit einem großen Verkaufsstand ausgestaltet, die Winterwanderung zur Jahreswende steht an und schließlich findet man sich noch vor dem Jahreswechsel in der Organisation des Theater-Show-Faschings 2018 wieder. Das Publikum kann sich also auch in Zukunft auf die Bühnenpräsenz der Theatergruppe Schwürbitz freuen. Im Sommer des nächsten Jahres plant man momentan wieder ein ganz großes Kindertheater auf dem Göritzenplateau beim befreundeten Schützenverein. Und natürlich gibt es zu den 36. Theatertagen 2018 ein Wiedersehen auf der alten Theaterbühne, dann unter neuer Leitung. sam